Festansprache zur Verleihung des Richard Mohn Preises an Kofi Annan

Gelebte Nachhaltigkeit – gelebte Menschlichkeit

…Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist – was wenige wissen – in Deutschland zum ersten Mal formuliert worden. Ich möchte jetzt hier keinen wissenschaftlichen Exkurs in Sachen Nachhaltigkeitsforschung unternehmen, aber man muss wissen, dass der Begriff vor nunmehr genau dreihundert Jahren in Deutschland erfunden wurde. Und zwar vom Leiter des sächsischen Oberbergamtes in Freiberg, Carl von Carlowitz, der in unser aller Erinnerung zu Recht geblieben ist. Er hat nämlich mit Blick auf die Forstwirtschaft von einer beständigen und nachhaltenden Nutzung des Waldes geredet. Der Begriff taucht also in Sachsen vor genau dreihundert Jahren zum ersten Mal auf, worauf die Sachsen zu Unrecht nicht stolz genug sind. Dass der Begriff „nachhaltig“ zum ersten Mal in Verbindung mit der Forstwirtschaft auftauchte, ist kein banaler und kein zufälliger Vorgang. Es ist eigentlich weg- und zukunftsweisend – auch weil Nachhaltigkeit an sich denkbar einfach ist: Bäume, die abgeholzt werden, müssen auch wieder nachgepflanzt werden. Wer von der Natur nimmt, muss der Natur auch wieder geben. Um es mit Francis Bacon zu sagen: „Um der Natur befehlen zu können, muss man ihr gehorchen.“ Von Carlowitz lehrt uns also den ressourcenökonomischen Einklang mit der Natur und ergo mit uns selbst…

— Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission: Auszug aus einer Festansprache zur Verleihung des Richard Mohn Preises an Kofi Annan.

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