Die Zeiten, dass Wärmedämmung die Energieeffizienz bestimmt sind vorbei.
Klimaschutz und Klimaanpassung – aktuelle Potentiale in der Stadtentwicklung.
Carlowitz-Dialog , 07. Mai 2024, Raum Vulcanus im CCC mit Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung
Petra Wesseler, wer kennt Sie nicht in Chemnitz, Sie hat in Ihrer Funktion als Bürgermeisterin der Stadt und Leiterin des Dezernates Stadtentwicklung, Umwelt und Bauen, in den Jahren 2002-2015 eindrucksvolle Spuren hinterlassen. Seitdem ist Sie Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung und ließ es sich nicht nehmen, mehrfach zurück zu den Wurzeln zu kehren: Zum einen dankenswerter Weise der Einladung Dr. Füßleins folgend, zum anderen thematisch.
Der Werbung in der Freien Presse und per Rund-Mail waren wenig Leute gefolgt, viel zu wenig in einer Stadt wie Chemnitz, wo es an vielen Ecken brodelt und Wege gefunden werden müssen. Gerade deswegen wäre mehr Beteiligung sehr wünschenswert. Hier hat man die Chance, sich einzubringen und spannende Perspektiven kennenzulernen. Die Carlowitz-Dialoge öffnen Augen, regen zum Denken an, machen Lust auf mehr und vor allem Lust auf das Miteinander und Mitmachen!
Das Thema war gerade heraus, ohne Umschweife zum Kern der Sache gerichtet:
„Die Zeiten, dass die Dicke der Wärmedämmung die Qualität der Energieeffizienz bestimmt sind lange vorbei. Für einen wirksamen Klimaschutz sind ganzheitliche Konzepte für Gebäude, Quartiere und gesamtstädtische Strategien erforderlich. Für nachhaltige Klimaanpassungsmaßnahmen gilt dies erst recht. Aktuelle Beispiele zeigen die Vielfalt der gestalterischen Lösungen und regen zum Nachahmen an“.
Lebenswertes Klima in Gebäuden und in der Infrastruktur
Der Klimawandel findet statt. Wie arrangieren wir uns bestmöglich, durch noch mehr Technik, Kühl- und Wärmeaggregate, Rohrsystem zur Heizung, Kühlung und Belüftung? Frau Wesseler fokussiert stattdessen auf Low Tech und Low Mat, sehr oft in Ihrem Vortrag. Was meint Sie damit: Zurück zu den Wurzeln, auch. Statt hochtechnische, komplizierte, vor allem teure TGA (Technische Gebäude Ausrüstung) geht es um minimalistische, oft passive Methoden, Wärme zu nutzen, Sonnenschutz zu bieten, ein lebenswertes Klima in Gebäuden und in der Infrastruktur zu schaffen. Verschattung durch bauliche Maßnahmen, angemessen große bzw. kleine Fenster gen Süden, statt raumhoch, Fensterläden, die auch bei Wind ihre Funktion erfüllen, modulares Bauen mit einem hohen Holzanteil, nachhaltig, wiederverwendbar, in die Zukunft gedacht. So wurden wir während der reichlichen Stunde mitgenommen. Dem Stadtgrün, einer Wasser- und Pflanzen betonten Infrastruktur und sinnvollen Energiekonzeptionen gehört die Zukunft. Was denn sonst, mag man sich denken, aber wollen und machen sind zwei Dinge. Sich auf Bundesebenen damit durchzusetzen ist eine ganz besondere Liga, komplex, kontrovers. Interessen der Umwelt, der Bürger des Landes, der Industrie und NGO‘s, Handwerker, der Wissenschaften und Kommunen gilt es, unter einen Hut zu bringen, dabei im Sinne von Carlowitz weit über den Tellerrand hinaus zu denken, das Wohl mehrerer kommenden Generationen im Blick zu haben.
Wesseler begeistert von konstruktiver Stimmung
Petra Wesseler war sehr gut zu verstehen, auch akustisch. Sie bringt die wichtigen Dinge gut rüber, mit beeindruckendem Rüstzeug im Gepäck, 7 Jahre Studium der Architektur und Stadtplanung, Architektin auf internationalem Parkett, Mitglied in verschiedenen Gremien, u.a. dem Bund Deutscher Architekten, Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und im Konvent der Bundesstiftung Baukultur.
Ihr ehemaliger Mitarbeiter und jetziger Baubürgermeister der Stadt Chemnitz, Herr Michael Stötzer, moderierte die Veranstaltung souverän, wird ganz sicher einige der spannenden und richtungsweisenden Impulse nach Chemnitz hineintragen.
Der Vulcanus Raum im Carlowitz-Congress-Center bietet eine wunderbare Plattform für unsere Dialoge. Frau Wesseler war begeistert vom Ambiente und der sehr konstruktiven Stimmung. Wir freuen uns darauf, Sie bald wieder begrüßen zu dürfen.
CK